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Über die Verwendung von Summenkompressoren beim Mixdown.
Da ich immer wieder über die Verwendung von Summenkompressoren (= Mixbus-Kompressoren) gefragt werde bzw. man in diversen Fachzeitschriften die unterschiedlichsten Meinungen darüber liest, möchte ich hier mal über meine persönlichen Erfahrungen damit schreiben. Eines vorweg – ein moderner, druckvoller Mix ohne Kompressor im Mixbus ist für mich undenkbar!
Der Summenkompressor erhöht den RMS Pegel, der Mix rückt enger zusammen und man benötigt e weniger Hall. Flächige Sounds wirken bei gleichem Pegel lauter und können daher zurückgenommen werden. Ohne Mixbus Kompressor wird man kaum die Dichte und Lautheit von internationalen Mixes erreichen.
Nur wer überhaupt keine Erfahrungen in diesem Bereich hat, sollte sich sehr vorsichtig an die Sache herantasten. Wichtig ist, dass man trainiert, die Kompression zu hören. Zu starker Einsatz kann einen Mix schnell zum „Pumpen“ bringen, was das „Gesamt-Feeling“ eines Songes oft massiv stört.
Oft liest man, der Summenkompressor gehört in die Hände des Mastering Engineers – das ist meiner Meinung nach vollkommener Blödsinn! Der Summenkompressor verändert interne Balancen, manche Instrumente werden lauter, andere leiser. Daher sollte diese Tool primär nur der Mixing Engineer verwenden. Nur er hat im Gegensatz zum Mastering Engineer die Möglichkeit, in die Balancen der Einzelspuren einzugreifen.
Meiner Ansicht nach bringen dezent eingesetzte Mixbuskompressoren sogar im Jazz und in der klassischen Musik noch deutliche Verbesserungen.
Allgemeingültige Kochrezepte funktionieren sehr selten. Der Kompressor sollte möglichst hochwertig sein und nicht allzu stark „färben“.
Im Bereich Rock habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem API 2500 gemacht. Für Radiomixes funktionieren diverse SSL Buskompressoren recht gut . Für Klassik und Jazz verwende ich gerne den Guelph 201 von Virtual Music (www.virtualmusic.at), da das Gerät sehr sauber und neutral arbeitet. Weiters eignen sich (fast) alle Mastering kompressoren für den Mixbus, wenn man es neutral mag( ist aber nicht mein Ding). Dance und Electropop sind Stile, bei denen ich mir manchmal nicht sicher bin, ob statt des Kompressors nicht ein Sättigungstool und ein Limiter stilgerechter klingen. Jedenfalls ist hierbei lange ausschwingenden BDs vorsicht geboten!
Als Plug-In bei reinen Digitalmixes hat sich für mich erstaunlicherweise der Standartkompressor von Logic bewährt. Er klingt gut und ist sehr vielseitig. Meines Erachtens wir er wegen seines schlichten GUI (Grafical User Interface = Optik der Oberfläche) oft unterschätzt. Im Blindtest schägt er aber viele Konkurrenten mit fotorealistschem Look. Ich persönlich mag Summenkompressoren mit starkem Charakter. Deshalb verwende ich für Vintage Mixes auch ganz gerne den VComp von Waves oder eine digitale 1176/1178 Emulation.
Grundsätzlich sollte hier jeder verwenden, was für ihn gut klingt, egal welche Fachzeitschrift oder welcher Guru davon abrät!
Hier möchte ich versuchen, ein paar meiner persönlichen Erfahrungswerte weiterzugeben.
Eine Ratio von 2:1 ist für mich immer ein gute Startpunkt. Soll der Mix mehr Punch bekommen, kann es auch 4:1 sein. Bei der Attack Time beginne ich meistens bei ca. 1 mS . Der Releasewert ist bei mir immer tempoabhängig – je schneller der Song, desto kürzer. Oft funktioniert die Dauer einer Viertelnote/halben Note gut als Releasewert, da der Kompressor dann musikalischer und somit unauffälliger schwingt.
Den Threshold stelle ich erstmal sehr tief, damit ich deutlich höre, wie die Kompression arbeitet. Dann gehe ich soweit zurück, dass dasGainreduktion Meter ca. 2-4 dB anzeigt. Dieser Wert ist natürlich stark vom jeweiligen Gerät und auch von der Musikrichtung abhängig. Aggressive Styles vertagen mehr, für Klassik, Jazz und andere akustische Stile ist das oft schon zuviel.
Ist der Mix zu „punchy“, kann ich dem durch kürzere Attackzeiten entgegen wirken. Fehlt es hingegen noch an Druck, kann eine etwas längere Attack Time bzw. eine höhere Ratio das Gesamtbild noch “knackiger“ machen.
Hier hat jeder erfahrene Mixdown Engineer sein eigenes Rezept. Verwendet man dem Mixbus-Kompressor von Anfang an, benötigt das schon eine gewisse Erfahrung. Unter Zeitdruck kommt man aber so am schnellsten am Ziel. Zu spät sollte man ihn aber nicht ins Spiel bringen, da er flächige Sounds und Halls oft deutlich nach vorne bringt und Balancen überhaupt verändert. Ich persönlich säubere zuerst meine Tracks. Beim ersten „Zusammenbauen“ des Songs aktiviere ich dann erstmals den Kompressor im Mixbus. Im Laufe des Arbeitsprozesses justiere ich in immer wieder leicht nach.Hier sollte man aber davor eine kurze Pause machen, da man sich auf Kompression schnell einhört. Bei großen Änderungen sollten unbedingt die Balance nochmals bewusst überprüft werden.
Bässe haben die meiste Energie und bringen einen Kompressor schnell zu unerwünschtem Pumpen. Der Mix verliert dann schell mal Bässen, weil sie regerecht „weggedrückt“ werden.
Abhilfe verschafft die Sidechain-Funktion. Man routet das Mixsignal zusätzlich auf einen zweiten Bus und schneidet mit einem LowCut/HiPass Filter die Bässe ab (Richtwert ca. 40Hz – max. 180 Hz). Dieses bassreduzierte Signal wird dem Sidechain-Eingang des Mixbuskompressors zugeführt. Jetz t „hört“ der Kompressor weniger Bässe und reagiert dementsprechend weniger darauf.
Bei Summenkompressoren sollten beide Seiten immer verkoppelt(gelinkt) sein, da sonst das Stereobild nach rechts und links schwankt. Mit einem MS Kompressor (zB. Fairchild 670) kann man den Mix teilweise noch verbreitern, ich rate hier aber eher zu Vorsicht! Durch die Verbreiterung verliert man IMMER an Druck. Auch die Monokompatibilität kann darunter leiden.
Der Einsatz eines Summenkompressors ist meiner Meinung nach unverzichtbar, wenn man einen modernen, druckvollen Sound erreichen möchte. Es kann damit aber einiges an Schaden angerichtet werden. Weniger ist hier oft mehr. Ich denke wichtig ist, dass man lernt, die Kompression bewußt wahrzunehmen, was einiger Übung bedarf.
Zum Schluß möchte ich festhalten, dass dieses Thema damit noch lange nicht vollständig behandelt ist. Weiters schreibe ich hier über meine persönlichen Erfahrungen, die nicht immer der Weisheit letzter Schluß sein müssen :-)
Deshalb würde ich würde mich über Feedback und konstruktive Kritik sehr freuen.
Geposted von sdadmin am 7. Aug. 2013 | Tags: Tipp | Kommentare (0)