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Transienten vs. Lautheit beim Mixdown

Mixdown einmal anders betrachtet (Teil 1)

In diversen Fachzeitschriften wird uns Audio Engineers immer wieder suggeriert, wir müssen den neusesten EQ, das neueste Compressor PlugIn oder ein sonstiges neues “Wunderwuzzi-Kastl” haben. Ich möchte hier mal über das Mischen von Audiomaterial aus einem etwas anderen Blickwinkel schreiben.

Transienten versus Körper

Transienten sind die ersten Spitzen eines Signales, z.B der erste Impuls bei einer Snare oder einer Bassdrum. Den restlichen Ausklang bezeichne ich als den Körper. Große Transienten und schwacher Ausklang tönen für unser Ohr zuerst punchy, bei zu großen Spitzen aber schnell auch dünn.

 Sn natur

Bild 1 SN unbearbeitet

 

Reduziert man Transienten diversen Dynamikprozessoren und holt den gewonnenen Headroom mit dem Gain-Regler wieder auf, ist der Ausklang(Körper) im Vergleich zur Einschwingphase (Transienten) deutlich fetter geworden – und auch der Sound. Reduziert man die Transienten zuviel, ist zwar alles sehr laut, hat aber kaum mehr Punch. Die Musik wird vor allem bei leisen Hören sehr emotionslos und langweilig.

SN limitiert

Bild 2 SN stark limitiert (Waves L1)

 

Viele Mixdown Engineers hat den für sich “richtige” Sound schon im Ohr, das heißt, sie versuchwn die “richtige” Balance zwischen Transienten und Körper zu finden. Oder anders ausgedrück, die “richtige” Balance zwischen genug Punch und einem fetten Gesamtsound zu finden.

Welche Möglichkeiten gibt es zu Beeinflussung der Transienten?

Die Klassiker sind Kompressor und Limiter. Bei Beiden regelt man mit der Attack –Time die Dauer der durchgelassenen spitzen, bevor der Pegel entsprechend reduziert wird. (Digitale) Limiter reagieren meist schneller als Kompressoren und schneiden die Spitzen einfach ab (siehe Bild 2).

Sogar  mit einem Gate kann man durch eine langsame Attack-Time transienten abrunden.

Sn + Gate

Bild 3 Gate mit 10 ms Attack (Pro Tools Gate)

 

Es gibt aber noch weit mehr Tools um dieses Verhältnis zu beeinflussen. Beginnend bei der Aufnahme möchte ich zuerst Mikrofone erwähnen. Alte (Röhren-)Micros (z.B. Neumann U 47, U67, AKG C12, …), genauso wie viele alte Preamps (zB. Neve 1073, Siemens V72, …) reagieren verhältnismäßig langsam auf Stromspitzen und dadurch werden feine, schnelle Transienten schon bei der Aufnahme abgerundet. Daher empfindet man solche Aufnahmen als eher warm und rund. Spitzte Laute, wie etwa “T”, “K” oder scharfe “Ess”werden schon bei der Aufnahme reduziert.

Die nächste Gruppe sind Sättiger und Verzerrer. Dazu gehören “heiß” angefahrene Bandmaschinen (Bild 4), satt ausgesteuerte analoge Mischpultkanäle,  Plug Ins wie zB. Waves NLS und jede andere Form von Saturation-, Overdrive- und  Distortiontools.

SN +Tape

Bild 4 SN mit Tape Plug-In (Slate Digital)

 SN + NLS Channel

Bild 5 SN durch NLS Channelstrip (Nevo)

Es gäbe noch jede Menge Tools zu erwähnen, aber ich möchte hier zum Punkt kommen:

Fazit

Man kann alle diese Tools wie eine Hüllkurve eines Synths betrachten, die man über den Sound legt und ihn damit  zu formen. Jedes Tool macht das auf seine eigene Art mit seinem eigenen Sound. Es geht hier nicht darum, das neueste oder teuerste Plug-In/Gerät zu haben. Viel wichtiger ist die Wahl des geeignetsten Tool, um die Dynamik so zu reduzieren, dass der Sound bei ausreichendem Punch (= Transienten) auch “fett” genug ist (= Körper).  Es soll hier eine optimale Balance zwischen subjektiver Lautheit (= viel Körper)und Lebendigkeit in Form von Dynamik (= ausreichend Transienten) gefunden werden. Anders ausgedrückt geht es beim Mixdown nicht (nur) um möglichst teures Equipment, sondern vor allem sehr viel um Experimentierfreude und Erfahrung.

Wie immer freue ich mich über Kommentare und Anregungen zu meinem Blog. Der Beitrag darf auch gerne geteilt werden! Der zweite Teil wird hoffentlich bis Anfang November fertig ;-)

Kommentare (2)

  1. Mario Mic:
    21. Nov. 2015 um 02:27 Uhr

    Guter Artkel, habe ich mir auch schon oft gedacht.
    Auch die einzelnen Effekte und deren Auswirkungen echt 1a erklärt, thumbs up!

    LG Mario

  2. Max:
    1. Jan. 2017 um 05:25 Uhr

    Vielen Dank für die Anleitung. So für einen Neuling ist die Hürde in Programme wie Audacity einzusteigen schon ziemlich hoch^^ Danke für die Erklärungen!

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