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Blaswandler (Breath Controller) als Einspielhilfe für MIDI-Orchester

 

Diesmal möchte ich über einen sehr kreativen Midicontroller schreiben, den ich zufällig (wieder-)entdeckt habe – einen Breath Controller.

Blaswandler (Breath Controller) als Einspielhilfe für MIDI-Orchester

Wie alles begann

Bei einer Vorführung zur Vienna Synphonic Library (VSL) habe ich vor ein paar Jahren erstmals einen Blaswandler (Breath Controller) im Einsatz gesehen und war von der Lebendigkeit der Sounds sehr begeistert. Diese Begeisterung schwand aber rasch, als sich herausstellte, dass es so gut wie keine Blaswandler und auch kaum mehr Keyboards mit passendem Anschluss gibt. Vor kurzem fand ich dann einen Nachbau samt MIDI-Wandlerbox bei der türkischen Firma MRT Audio.

Nach üppigen drei Wochen Lieferzeit kam das Paket endlich bei mir an. Neben dem eigentlichen Breathcontroller wird eine Wandlerbox mitgeliefert, welche den Luftstrom in MIDI-Daten umwandelt, wahlweise in einen Controller 1 (Modulationswheel), 2 (Breath Control), 7 (Volumen) oder 11 (Expression). Die Stromversorgung läuft über einem USB Anschluss, z.B von einem Midi Keyboard. Nun verbindet man noch den MIDI Out des Wandlers mit einem MIDI In des MIDI-Interfaces und schon spielt das Ding – hurra!

Zum besseren Verständnis - die Tonhöhe kommt vom Keyboard, der dynamische Verlauf (die Hüllkurve) wird mit dem Luftstrom durch Hineinblasen gesteuert. Die Velocity (Anschlagsdynamik) ist damit deaktiviert. Das bedeutet, mann kann bei manchen Orchesterlibraries mehrere Veloity-Layers stufenlos "durchblasen". Alternativ kann aber auch nur die Lautstärke über den Expression-Controller (11) beeinflußt werden. Die Anschlagsdynamik funktioniert dann weiterhin wie gewohnt.

Der Test

Zum Testen habe ich die Vienna Instruments mit diversen Bläsern und Streichern verwendet. Die Controllerdaten des Breath-Controllers habe ich auf die Velocity des Virtuellen Instruments geroutet. Das bedeutet, auf der Tastatur spiele ich nur mehr die Tonhöhen. Den dynamischen Verlauf erzeugt der Blaswandler. Durch Aktivierung des Velocity-Crossfades kann ich einen Bläserton stufenlos über mehrere Sound-Layer anschwellen lassen.

Es ist zuerst allerdings mal sehr gewöhnungsbedürftig,  gleichzeitig die Tasten anschlagen und in den Controller zu blasen. Nach einigem Üben, gewöhnt man sich aber schnell an das Ansprechverhalten. Durch den sich ständig ändernden Luftstrom wird der jeweilige Sound plötzlich nie mehr statisch - wie bei einem echten Blas- oder Streichinstrument. Ausklänge oder coole Brass Swells funktionieren nun auch, ohne dass man Spielweisen umschalten muss – sehr cool :-)

Tragekomfort und Einstellbarkeit des Headsets empfinde ich als sehr angenehm, obwohl das Kabel zur Wandlerbox etwas kurz ist.

Bläser

Während des gesammten Tests habe ich sowohl bei Blech- als auch bei Holzbasinstrumenten fast nur die Spielweise "Sustain" oder "Legato" benützt, da alle Arten von Swells, Fortepiano, Sforzando, usw. nun tatsächlich spielbar sind. Sogar der Luftdurchlass lässt sich mechanisch durch ein drehbares Ventil regeln. Spielt man Flöte, braucht man weniger Luft, als bei einer Tuba. Dadurch kommt man nicht in die Gefahr, für große Blechbläser unspielbar lange Passagen zu schreiben, da einem selbst die Luft ausgeht.

Bei Staccato oder Repetition-Spielweisen ist der Wandler zu langsam und es fehlt manchmal das Anblasgeräusch. Hier funktioniert ein Steuerung über den Midi-Controller 11 (Expression) besser. Man erzeugt während der Staccato-Passagen einen kontinuirlichen Luftstrom und damit eine konstanten Lautstärke, während das Anblasen über die Velocity passiert.

Streicher

Auch hier wird man durch sehr dynamische und lebendige Sounds belohnt. Sehr realistische Resultate bekommt man, wenn man jede Streicherlinie einzeln spielt.

Allerdings stellt sich auch heraus, dass unter einem bestimmten Minimum an Luftdruck keine Werte mehr gesendet werden. Das bedeutet, dass zarte Fade-Outs nicht ohne weiteres realisierbar sind. Hier muss ich später die Kurven mit dem Stiftwerkzeug korrigieren.

Auch Padsounds kann man schnell Leben einhauchen.

Experimentelles

Als nächstes route ich den Breath Controller auf den Filter (Cutoff) eines Synthies. Hier kann man sehr intuitive Filterverläufe gestalten, bis zu dem Moment, an dem einen die Luft ausgeht. Auch hier fällt der Wert im unteren Viertel oft ungewollt auf Null, aber an sonsten eine rechte interessante Art, Filtersweeps zu erzeugen.

Sehr experimentelle Klänge bekommt man, in dem man die Tonhöhe (Pitch) eines Sinustones steuert. Mit etwas Gefühl moduliert erinnern die Klänge schnell an ein Theremin - gruselig ;-)

Genau wie mit beispielsweise einem Modulationsrad kann man mit dem Breath Controller so ziemlich jeden Parameter steuern, soweit es das jeweilige Instrument oder Plug In zulässt. Das Zuweisen über die "Learn"-Funktion ist bei vielen Plug Ins sehr einfach. Damit sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Fazit

Der bereits totgeglaubte Breath Controller des Yamaha DX7 ist gerade für MIDI Orchester eine unglaubliche Hilfe, wenn es "echt" klingen soll. Bei mir liegt er ab jetzt immer fix angeschlossen am MIDI In des Masterkeyboards, von dem er über die USB Buchse auch den Strom bekommt. Somit ist er jederzeit schnell einsatzbereit.

 

Ich würde mich über Kommentare und eigene Erfahrungsberichte mit dieser Art von Controller sehr freuen.

Kommentare (2)

  1. Oliver:
    16. Nov. 2018 um 05:38 Uhr

    Hi, danke für deine Ausführungen. Habe heute meinen Yamaha BC3 Controller geliefert bekommen und warte noch auf den Midi Controller. Bin neugierig, wie ich das zum "Klingen" bringe :-) ... werde berichten!

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